Tiefgaragen. Teil 2 | Ökobilanz

Ausführungsplanung | Die Niederlande

Die technische und wirtschaftliche Analyse dieser Fallstudie wurde von dem niederländischen Ingenieurbüro Witteveen & Bos für ArcelorMittal im Jahr 2020 durchgeführt. Die Entwurfsannahmen wurden für eine Tiefgarage mit zwei Ebenen unter den für die Region Amsterdam in den Niederlanden typischen Bodenverhältnissen ermittelt. Die Entwurfsannahmen waren für alle vier Alternativen gleich. Aus technischer Sicht können solche vereinfachten Annahmen für einen Boden für eine Machbarkeitsstudie oder für einen Vergleich verschiedener Alternativen verwendet werden.

ArcelorMittal betont, dass Witteveen & Bos eine objektive und unvoreingenommene Fallstudie durchgeführt hat. Bei der Analyse handelt es sich um eine rein hypothetische Fallstudie mit Einschränkungen hinsichtlich der Beständigkeit von Kosten und Techniken, da diese Aspekte auf Märkten und in unterschiedlichen Baugründen sehr dynamisch sein können.

Diese Fallstudie ist kein projektspezifischer Entwurf, daher können weder ArcelorMittal noch Witteveen & Bos für Entscheidungen verantwortlich gemacht werden, die in spezifischen Projekten auf der Grundlage des Entwurfs oder der Schlussfolgerungen des von Witteveen & Bos erstellten Berichts getroffen werden.

Die Ökobilanz wurde von der F&E-Abteilung im Jahr 2020 intern durchgeführt und im Jahr 2020 von der unabhängigen niederländischen Forschungsorganisation TNO als unabhängiger Sachverständiger begutachtet. Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass der Ökobilanz-Bericht professionell und unvoreingenommen erstellt wurde und dass die Schlussfolgerungen korrekt sind. Die Schlüsselparameter wurden einer Sensitivitätsanalyse unterzogen, die das Basisszenario bestätigte; die Variation der Parameter führte weder zu einer Umkehrung der Ergebnisse noch zu einer Änderung der Schlussfolgerungen des Basisszenarios. 
 

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Die Städte sind stark gewachsen, was zu einer höheren Bebauungsdichte und einer Verknappung des Platzes geführt hat. In vielen europäischen Städten beruht die Mobilität immer noch überwiegend auf dem eigenen Auto und den damit verbundenen Problemen: Staus und Parkplatzknappheit. Die Denkweise ändert sich, aber derzeit scheinen Tiefgaragen in dicht besiedelten städtischen Gebieten die bevorzugte Lösung zu sein.

In einer ersten Marktstudie, die von Royal Haskoning DHV, einem niederländischen Ingenieurbüro, im Jahr 2018 durchgeführt wurde, wurden mehrere Alternativen für den Bau der umgebenden Stützwände einer Tiefgarage in typischen niederländischen Bodenverhältnissen verglichen. Sie kamen zu dem Schluss, dass eine dauerhafte Stahlspundwand für eine Tiefgarage mit 2-3 Ebenen bis zu 50 % kostengünstiger ist als die zweitbeste Lösung, eine überschnittene Bohrpfahlwand, und sogar noch mehr im Vergleich zu anderen Alternativen (Cutter Soil Mix, Schlitzwand). Außerdem ist die Ausführungszeit deutlich kürzer.

Später im Jahr 2019 beauftragte ArcelorMittal Witteveen & Bos (W+B), ein weiteres niederländisches Ingenieurbüro, sich eingehender mit diesem Thema zu befassen und eine detailliertere Analyse von vier Alternativen für den Bau der Stützwand einer Standard-Tiefgarage zu erstellen. Die Ergebnisse der technischen und finanziellen Analyse sind in Teil 1 dieser Broschüre ausführlich dargestellt.

Dieser zweite Teil befasst sich mit den Umwelteinflüssen der Alternativen, mit Schwerpunkt auf dem Treibhauspotenzial (Global Warming Potential, GWP), das in diesem Fall mit dem CO2-Fußabdruck gleichgesetzt werden kann. Die Umwelteinflüsse werden anhand einer Ökobilanz ermittelt, die auf dem von Witteveen & Bos erstellten Leistungsverzeichnis basiert und von der F&E-Abteilung von ArcelorMittal durchgeführt wurde. Der Bericht wurde von der niederländischen Forschungsorganisation TNO als unabhängiger Sachverständiger begutachtet. Ziel war es, die gesamten Lebenszykluskosten zu vergleichen, einschließlich der Belastungen oder Vorteile der Endphase des Lebenszyklus, d. h. des Rückbaus und des Recyclings der Gebäudeelemente. Eine Wiederverwendung wurde nicht in Betracht gezogen.

 

EPD & Ökobilanz

Vergleich der Umwelteinflüsse verschiedener Lösungen

 

Für diese Art von Anwendung ist eine Ökobilanz eine relativ faire und transparente Methode, um verschiedene Lösungen und Anbieter zu vergleichen. Obwohl in den ISO- und EN-Normen nicht vorgeschrieben, ist eine Ökobilanz genauer und realistischer, wenn sie spezifische Umweltproduktdeklarationen (EPDs) der Hersteller statt generischer Daten aus Datenbanken verwendet. 

Bei der Wahl einer Lösung sind mehrere Schlüsselindikatoren zu berücksichtigen, wobei der wichtigste die Baukosten (einschließlich der Planung) sind. Der wichtigste Umweltindikator, der in diesem Fall analysiert wurde, ist der CO2-Fußabdruck; seine Auswirkungen für das Basisszenario sind in der nachstehenden Grafik für eine rechteckige Tiefgarage von ca. 250 m x 30 m zusammengefasst.

Dieser Indikator kann in ein Schema zur Auswahl der nachhaltigsten Lösung (wirtschaftlich günstigstes Angebot) einbezogen werden, wie z. B. die in den Niederlanden verwendete Monetarisierungsmethode, die auf mehreren Umweltindikatoren basiert. 

In dieser Fallstudie kommt man zu dem Schluss, dass die EcoSheetPile™-Stahlspundwand den geringsten CO2-Fußabdruck hat, der Unterschied beträgt 88 % im Vergleich zur Cutter-Soil-Mix-Wand (CSM) und viel mehr im Vergleich zu einer überschnittenen Bohrpfahlwand und einer Schlitzwand. Eine Sensitivitätsanalyse zeigte, dass die Änderung einiger Schlüsselparameter keinen wesentlichen Einfluss auf die Lücken hatte und in keinem Fall das Ergebnis umkehrte.

 

EcoSheetPile™ Plus

Einleitung

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Um einen fundierten Vergleich einer Stahlspundwand mit alternativen Lösungen zu ermöglichen, wurde eine einfache, aber realistische Fallstudie durchgeführt. Die Fallstudie basiert auf einer hypothetischen Geometrie einer 250 Meter langen und 30 Meter breiten Tiefgarage mit zwei unterirdischen Ebenen, die in der Stadt Amsterdam in den Niederlanden gebaut werden soll. 

Folgende Stützkonstruktionen wurden analysiert 

  • Stahlspundwand;
  • Cutter-Soil-Mix-Wand (CSM), in anderen Ländern auch als Deep Soil Mix bekannt;
  • überschnittene Bohrpfahlwand;
  • Schlitzwand. 

Der Querschnitt der Stahlspundwandlösung ist in Abbildung 1 dargestellt. Die Länge der Stützwände variiert leicht je nach Variante. Das Verstrebungssystem und andere Elemente (Sohlplatten,...) sind bei allen Lösungen recht ähnlich, so dass Witteveen & Bos zur Vereinfachung die gleichen Elemente für die vier Bauweisen ausgewählt haben. Daher unterscheiden sich in dieser Studie nur die Stützwände.

Der Auftrag des niederländischen Ingenieurbüros Witteveen & Bos bestand darin, die vier Alternativen zu entwerfen und die Gesamtbaukosten der Wände zu vergleichen, wobei finanzielle Aspekte im Zusammenhang mit der Ausführungsgeschwindigkeit und der Kapitalrendite (ROI), das End-of-Life-Szenario, bei dem das Bauwerk (wenn möglich) abgerissen werden sollte, und gegebenenfalls die Vorteile der Wiederverwendung oder des Recyclings der Strukturelemente berücksichtigt wurden.

Die technischen und finanziellen Aspekte werden in Teil 1 dieser Broschüre ausführlich behandelt. 

Die Spundwand ist mit einem 14,0 m langen Standardprofil AZ 20-800 mit der Stahlgüte S 355 GP konzipiert. Die Verwendung einer höherwertigen Stahlsorte würde den Widerstand der Wand und damit die Sicherheit der Stahlspannungen erhöhen, aber die Durchbiegung/Verformung der Wand, die in diesem Fall ein Schlüsselparameter ist, nicht verringern.

 

AZ®-Profile

Die CSM-Wand ist 15,0 m hoch, 550 mm breit und mit H-Trägern aus Stahl verstärkt, während die überschnittene Bohrpfahlwand 14,0 m hoch ist, einen Pfahldurchmesser von 630 mm hat und mit H-Trägern aus Stahl zur Verstärkung der Hauptpfähle versehen ist. Die Schlitzwand ist 14,0 m hoch und hat eine Wandstärke von 800 mm. 

Es hat sich herausgestellt, dass unter den gewählten Bedingungen und Annahmen die Stahlspundwand die wirtschaftlichste Lösung ist: rund 40 % wirtschaftlicher als die Cutter-Soil-Mix-Wand. Die mit Abstand teuerste Lösung ist die Schlitzwand, und die überschnittene Bohrpfahlwand ist etwas teurer als die CSM-Wand. Trotz des enormen Kostenunterschieds zwischen der Schlitzwand und den anderen Lösungen umfasst die Ökobilanz die vier Alternativen, um zu prüfen, ob der CO2-Fußabdruck die finanzielle Schwäche der einen oder anderen Lösung ausgleichen könnte.

Ökobilanz nachhaltiger Bauwerke

 

Das im Rahmen des Entwurfsprojekts erstellte Leistungsverzeichnis dient als Grundlage für die Ökobilanz. 

Das nachhaltigste Bauwerk kann auf verschiedene Weise ermittelt werden. Zum Vergleich der nachhaltigsten Lösungen können mehrere Umweltindikatoren herangezogen werden, wie z. B. der MKI-Indikator (ECI auf Englisch) in der niederländischen Monetarisierungsmethode. Diese Ökobilanz konzentriert sich jedoch auf das Treibhauspotenzial (GWP), den wichtigsten Einflussfaktor für den Anstieg der Temperatur auf unserem Planeten. Andere Umweltindikatoren wurden analysiert und zeigen ähnliche Trends wie das GWP, mit Ausnahme eines Indikators. Für diese Analyse wurde die in den Niederlanden verwendete Monetarisierungsmethode gewählt. 

Die Ökobilanz wurde von der F&E-Abteilung von ArcelorMittal im Jahr 2020 durchgeführt und von unabhängigen Experten der niederländischen Forschungsorganisation TNO begutachtet. Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass der Ökobilanz-Bericht professionell und unvoreingenommen erstellt wurde und dass die Analysen korrekt sind. 

Die Variabilität der Schlüsselparameter kann einige Ergebnisse erheblich beeinflussen; daher wurde auch eine Sensitivitätsanalyse der Schlüsselparameter durchgeführt. Die alternativen Szenarien bestätigen, dass sich die Variation der meisten Parameter nur begrenzt auf die Ergebnisse auswirkt, aber die Schlussfolgerungen des Basisszenarios nicht umkehrt.

Ziel, Umfang und Annahmen

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Ziel der Studie

 

Die Studie wurde in Übereinstimmung mit den Normen ISO 14040 und ISO 14044 durchgeführt. Die Materialdaten basieren auf EPDs gemäß DIN EN 15804 und die globale Ökobilanz der Infrastruktur orientiert sich an der DIN EN 15978-Methode, auch wenn sie im Prinzip nicht anwendbar ist. 

Das Hauptziel der Studie ist die Bewertung des Einflusses einer baulichen Lösung auf die CO2e-Emissionen unter Berücksichtigung des Lebenszyklus eines Tiefgaragenbauwerks. Es wird ein Vergleich von vier alternativen Lösungen mittels Ökobilanz vorgeschlagen.

Die Gesamtlebenszykluskosten sind der Hauptindikator, so dass nach der Nutzungsdauer Abriss, Wiederverwertung von Strukturelementen, Wiederverwendung, Recycling und Deponierung in Betracht zu ziehen sind, wann immer dies technisch machbar ist. 

Zur Zielgruppe des Berichts gehören private Investoren, Behörden, Ingenieure und Architekten, die möglicherweise nicht mit der Komplexität eines Ökobilanz-Ansatzes vertraut sind. Der Bericht wurde daher absichtlich in einer recht einfachen und klaren Form verfasst. Weitere technische Details zu den Hintergrundinformationen und Daten können von den Experten von ArcelorMittal angefordert werden.

 

Kreislaufwirtschaft

Beschreibung der Infrastruktur und Annahmen

Der Entwurf des Bauwerks wurde gemäß den europäischen Normen und den für die Niederlande spezifischen nationalen Antragsunterlagen erstellt. Die geotechnische Bemessung erfolgte nach DIN EN 1997-1, Bemessungsansatz 1, die Stahlspundbohlen nach DIN EN 1993-5 und die Betonwand nach DIN EN 1992-1. 

Die Ausführung der Wand würde mit Standardgeräten erfolgen. Da sich das Projekt in einem städtischen Gebiet befindet, müssen Lärm und Erschütterungen, die durch die Ausführung der Wände entstehen, berücksichtigt werden. Für die Stahlspundbohlen wurde vom Konstrukteur ein erschütterungsarmes Einbringgerät (hydraulische Presse) bevorzugt, was die Wahl des Spundwandprofils geringfügig beeinflusste. 

Die Nutzungsdauer des Bauwerks wurde mit 100 Jahren angenommen, in denen für keine der konstruktiven Lösungen größere Wartungs- oder Instandsetzungsarbeiten erforderlich sind, mit Ausnahme der nach 50 Jahren erforderlichen Erneuerung des Brandschutzanstrichs für die Stahlspundwand und die überschnittene Bohrpfahlwand. 

Das Basisszenario geht davon aus, dass die Stahlspundwand nach der Nutzungsdauer vollständig rückgebaut werden kann, während bei den Betonwandlösungen und der Cutter-Soil-Mix-Wand ein Rückbau derzeit technisch kaum möglich ist. Die wichtigsten Parameter, die sich auf die Umwelteinflüsse nach der Einbringphase auswirken, sind die Korrosion (Verlust der Stahldicke), der Korrosionsschutz (Beschichtungen), die Karbonatisierung des Betons sowie die am Ende der Lebensdauer angenommenen Wiederverwendungs- und Recyclingquoten.

 

Daher wurde in einer Sensitivitätsanalyse die Variation einiger Parameter berücksichtigt, z. B.:

  • kein Rückbau der Strukturen ⇒ Ausschluss der Module C3 und D;
  • Verlust der Stahldicke aufgrund von Korrosion;
  • Wiederherstellung und Recycling eines Teils der Betonwand (oberhalb der Sohlplatte);
  • Einfluss der Wahl des Spundwandprofils;
  • Einfluss des Brandschutzprodukts. 

Für die Stahlkonstruktion wurde eine Opferdicke gewählt, so dass außer einer Brandschutz-Spritzbeschichtung auf der Sichtseite keine Beschichtungen berücksichtigt wurden. Nach DIN EN 1993-5 variiert der Stahlverlust mit der exponierten Zone, aber in den Niederlanden ist es üblich, sich auf den CUR 166 zu beziehen. Der angenommene maximale Verlust pro Fläche beträgt 0,012 mm/Jahr in der vergrabenen Zone. 

Die Verwendung von kohlenstoffarmen Zementen wurde in dieser Fallstudie nicht analysiert, da die Zuteilungsmethode für dieses Produkt zum Zeitpunkt der Erstellung der Ökobilanz auf europäischer Ebene diskutiert wurde. 

Die Auswirkungen von Bentonit wurden aufgrund des Mangels an zuverlässigen Informationen vernachlässigt.

Umweltindikatoren

 

Die verschiedenen Umwelteinflüsse werden gemäß DIN EN 15804 auf der Grundlage von CML 2001 beschrieben. Für die Umweltproduktdeklaration (EPD) für Stahl wurde „CML 2001: April 2013” angewandt, in Anlehnung an DIN EN 15804+A1 und IBU PCR Teil A. Für die EPD von Beton wird derselbe Rahmen angewandt. 

Für Daten, die nicht vom IBU stammen, erfolgt die Extraktion aus der Datenbank Gabi nach der gleichen Methode wie in DIN EN 15804. Lediglich das Datum der CML 2001-Methode könnte variieren, aber das würde die Ergebnisse nur geringfügig beeinflussen. Daher kann diese Studie als eine Bewertung des CO2-Fußabdrucks betrachtet werden. Das GWP ist nach wie vor der geeignetste Indikator zur Quantifizierung von CO2e-Emissionen. Dieser Indikator wird gemäß DIN EN 15804 (23 Ströme) auf der Grundlage der Methode CML 2001: April 2013 (235 Ströme) auf der Grundlage von IPCC 2007 berechnet. Bei allen Stahldaten wird die Schlacke nach den EUROFER-Regeln physikalisch zugeordnet.

Funktionale Einheit

 

Die Ökobilanz umfasst die gesamte Tiefgarage (250 m x 30 m) und ihre Auswirkungen über einen Zeithorizont von 100 Jahren, der angenommenen Lebensdauer des Bauwerks.

Die verschiedenen Stützkonstruktionen erfüllen die Anforderungen einer Stützwand (Horizontallasten aus dem Boden) und einer tragenden Gründung (Vertikallasten aus dem Bauwerk).

 

Methodik

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Daten

 

Es wurden bevorzugt die relevantesten und neuesten Quellen herangezogen. Die Datenbank wurde auf den folgenden Elementen aufgebaut: 

  • Umweltproduktdeklarationen (EPDs), die der Norm DIN EN 15804 entsprechen und im IBU registriert sind. Bei diesen Daten handelt es sich um öffentliche und von Fachleuten geprüfte Daten,
  • Gabi Database 2018 für den Transport sowie für Baustellen- und In-Use-Prozesse. 

Die Repräsentativität und Konsistenz der Daten wurde überprüft, und wann immer möglich wurden deutsche oder europäische EPDs und Datenbanken verwendet. Es ist zu beachten, dass die Daten möglicherweise eine gewisse Abgrenzung aufweisen, aber alle Daten in den EPDs entsprechen den europäischen Normen.

Die ausgewählten Stahlspundbohlen werden im ArcelorMittal-Werk in Belval, Luxemburg, hergestellt. Die Daten für Stahlspundbohlen wurden der EPD der EcoSheetPiles™ von ArcelorMittal entnommen. Hinweis: Da es sich um eine Ökobilanz für ein spezifisches Projekt handelt, wurden die Werte aus der EPD an die projektspezifischen Annahmen angepasst. Daher wurde von der F&E-Abteilung ein Excel-Tool entwickelt.

Bewehrungsstäbe können von jedem beliebigen Werk in Europa geliefert werden, weshalb es schwierig war, ein bestimmtes Werk auszuwählen. In diesem Fall ist es am besten, eine EPD zu berücksichtigen und eine durchschnittliche Entfernung zwischen den in der EPD erfassten Werken und der Baustelle zu berechnen. 

Baustahl wie die H-Träger, die zur Verstärkung der CSM-Wand und der überschnittenen Bohrpfahlwand verwendet werden, würden in einem der Werke in Luxemburg (Belval oder Differdange) hergestellt werden. Es wurde eine EPD für in Differdange hergestellte Stahlträger ausgewählt.

Es wird davon ausgegangen, dass der Beton in einem Werk in der Nähe der Stadt Amsterdam hergestellt wird. Es wurden spezifische deutsche EPDs für Beton, mit und ohne Modul D, verwendet. Die Verwendung einer niederländischen EPD könnte zu einer Verzerrung führen, da die niederländischen EPDs, die in der offiziellen niederländischen Datenbank (Nationale Milieu Database, NMD) enthalten sind, in der Regel mit einer anderen Software und auf der Grundlage einer anderen Ökobilanz (ecoinvent) erstellt werden.

Transport

 

Die Umwelteinflüsse der Verkehrsträger sind der Gabi-Datenbank von 2018 entnommen. Sie enthält mehrere Kategorien für jeden Verkehrsträger, z. B. einen „Sattelschlepper mit einer maximalen Nutzlast von 27 Tonnen, Euro 0-6 Mix“. 

Die Ökobilanz berücksichtigt folgende Annahmen für den Transport 

  • Stahlspundbohlen: 410 km mit der Bahn – vom Werk in Belval (LU) nach Amsterdam (NL);
  • Bewehrungsstäbe: 1.400 km mit der Bahn – durchschnittliche Entfernung von den in der EPD berücksichtigten Werken nach Amsterdam;
  • Stahl-H-Träger: 410 km mit der Bahn – vom Werk in Belval oder Differdange (LU) nach Amsterdam (NL);
  • Beton: 10 km mit dem Lkw – von einem Mischwerk in der Nähe der Baustelle in Amsterdam.

End-of-Life-Praktiken

 

Im Allgemeinen werden Stahlspundbohlen nach dem temporären Einsatz bzw. nach der Nutzungsdauer wiederverwertet. In der EPD EcoSheetPiles wird davon ausgegangen, dass 25 % wiederverwendet, 74 % recycelt und 1 % deponiert werden. Im Falle einer Tiefgarage ist es jedoch recht selten, dass Spundbohlen, die 100 Jahre lang in einer dauerhaften Wand verwendet wurden, wiederverwendet werden, weshalb das Basisszenario davon ausgeht, dass die Spundbohlen nach der Nutzungsdauer herausgezogen und recycelt werden. Das realistischere End-of-Life-Szenario ist 

  • 99 % Recycling, 0 % Wiederverwendung und 1 % Deponierung.

Die Methode zur Anpassung der Werte aus der EPD an das obige Szenario wird in dem Bericht ausführlich erläutert. 

Im Basisszenario werden die drei Betonlösungen am Ende der Lebensdauer nicht abgerissen, aber ein zusätzliches Szenario befasst sich mit diesem Thema.

Stückliste

 

Das Leistungsverzeichnis, das für die Analyse verwendet wurde, ist im Ökobilanz-Bericht detailliert aufgeführt (weitere Einzelheiten finden Sie im Bericht). Es umfasst folgende Punkte:

  •  Mobilisierung und Demobilisierung der Ausrüstung,
  • Vorarbeiten, Räumung und Baustellenanforderungen für die Betonlösungen,
  • Materialmenge und -spezifikationen,
  • Erdarbeiten und temporäre Arbeiten,
  • strukturelle Arbeiten,
  • Entsorgung von (Bau-)Material. 

Wie in Abbildung 2 zu sehen ist, gibt es einen erheblichen Unterschied beim Gesamtgewicht der für den Bau der Stützwände verwendeten Materialien, der von einem Faktor von etwa 5 bis zu fast 18 reicht. Obwohl es einen erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse haben kann, wird das Gewicht nicht als Umweltkriterium betrachtet. Das Kriterium besteht darin, jedes Gewicht mit dem Wert eines Umweltindikators zu multiplizieren und die Summe daraus zu bilden. 

Je mehr Material jedoch zur Baustelle geliefert werden muss, desto mehr Verkehr wird erzeugt, und in städtischen Gebieten kann dies die Verkehrsbehinderungen erhöhen und zu erheblichen Staus führen, was erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und das Wohlergehen der in dem Gebiet lebenden Menschen hat. Aus diesem Grund kann die Wahl von vorgefertigten leichten und kompakten Elementen auch eine ökologisch sinnvolle Entscheidung sein.

Systemgrenzen

Die Umwelteinflüsse werden unter Berücksichtigung der folgenden Phasen berechnet:

  • Produktion des Materials, Phase A1 - A3;
  • Transport, Phase A4;
  • Bau, Phase A5;
  • Ende des Lebenszyklus, einschließlich Abriss und Verarbeitung, Phase C3;
  • Nutzen/Lasten über die Produktsystemgrenze hinaus, Phase D. 

Die Phasen B werden nicht berücksichtigt, da davon ausgegangen wird, dass sie bei dieser Infrastrukturanwendung vernachlässigbar sind, mit Ausnahme von Phase B4, die den Austausch der Brandschutzbeschichtung nach 50 Jahren berücksichtigt. 

Es ist zu beachten, dass Phase A5 die Baustellenvorbereitung umfasst. Zur Unterscheidung von „Baustellenvorbereitung“ und „Materialeinbringung“ wurden beide Teile getrennt:

  • A5 Baustellenvorbereitung,
  • A5 Einbringung.

Da es jedoch an zuverlässigen Daten und Informationen über die Ausführungsmethoden mangelt, werden für A5 nur die Lieferung von Bentonit und die Vorbereitung des Geländes (Aushub) berücksichtigt. Andere Einbringvorgänge werden nicht berücksichtigt, da nicht genügend präzise Szenarien zur Verfügung gestellt werden konnten. Daher wurden die folgenden Elemente in der Ökobilanz-Berechnung nicht berücksichtigt: 

  • Stahlspundbohlen-Szenario;
    - Dieselverbrauch der Geräte zum Einbringen und Entfernen der Spundbohlen.
  • Beton-Szenario;
    - Wasseraufbereitung zur Trennung des Bentonits; 
    - Entsorgung des abgetrennten Bentonits. 

Aus Gründen der Kohärenz wurden daher auch die Phasen C1 und C2 ausgeschlossen. 

Hinweis: Nach dem DFI-Kohlenstoffrechner des EFFC und einigen internen Studien wird der Beitrag der Einbringvorgänge zum Treibhauspotenzial auf etwa 2 % für eine Stahlspundwandkonstruktion und 10 % für eine Betonkonstruktion geschätzt.

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Monetarisierung

 

Die Monetarisierung ist ein allgemeiner und politisch gebilligter Ansatz, um die Haltung der Wirtschaftsakteure zur globalen Erwärmung und zu ökologischen Fragen zu reflektieren. Dieser Ansatz entspricht nicht der ISO 14040-44, wird aber in Belgien und den Niederlanden angewandt. Mit diesem methodischen Verfahren kann ein faires und angemessenes Gleichgewicht zwischen Umwelteinflüssen und Kosten ermittelt werden. 

Der Standardwert für 1 Tonne CO2e wird beispielsweise in den Niederlanden mit 50 € und in Belgien mit einer Spanne von bis zu 100 € angesetzt. Dieser Gewichtungsfaktor wird verwendet, um den berechneten CO2e-Gehalt zu multiplizieren.

In den Niederlanden führt die Methode zu einem globalen Index namens MKI (ECI auf Englisch). Sie berücksichtigt insgesamt 11 Umweltindikatoren, darunter einige, die in den europäischen Standard-EPDs nicht vorgeschrieben sind (z. B. toxikologische Indikatoren), sowie Gewichtungsfaktoren für jeden Indikator. Zusätzlich unterteilt die Methode die Umweltdaten für die Ökobilanz in drei verschiedene Kategorien. Die erste Kategorie entspricht einer einzelnen EPD für ein bestimmtes Produkt (in der Regel von einem einzigen Hersteller), während die dritte Kategorie generischen Daten (Durchschnittswerte aus verfügbaren Datenbanken oder von Herstellern) entspricht und mit einem zusätzlichen Gewichtungsfaktor benachteiligt wird, um die Mittelwertbildung und Streuung der generischen Daten zu berücksichtigen.

In den Niederlanden beträgt der Bestrafungsfaktor 30 %. Folglich müssen Hersteller, die ihre Produkte in die Daten der „Kategorie 1“ einbeziehen wollen, eine einzelne EPD für die Niederlande entwickeln. Daten der Kategorie 2 enthalten z. B. kollektive EPDs, d. h. Daten für ein bestimmtes Produkt, das jedoch von mehreren Herstellern produziert wird, oder eine EPD, die mehrere Produkte eines einzigen Herstellers umfasst. Dieser Ansatz hat jedoch eine Schwachstelle: In bestimmten Fällen kann es günstiger sein, generische Daten (Kategorie 3) zu verwenden als eine einzelne EPD, die einen sehr hohen Umwelteinfluss hat!

Ergebnisse

Der Schwerpunkt der Ökobilanz liegt auf dem Treibhauspotenzial. Im Basisszenario weist die Spundwand die geringsten Umwelteinflüsse auf. Verglichen mit der zweitumweltfreundlichsten Lösung, der CSM (Bodenmischverfahren), ist der Unterschied mit 88 % ziemlich hoch

Die Aufteilung in die verschiedenen Phasen ist in Abbildung 5 dargestellt. 

Der größte Unterschied zwischen beiden Lösungen ist in den Phasen A1-A3 zu beobachten, zugunsten der EcoSheetPile Stahlspundwandlösung. 

Die Belastung in Modul D der EcoSheetPile Struktur lässt sich wie folgt erklären: Bei der Herstellung von Stahl in einem Elektrolichtbogenofen (EAF) wird mehr Schrott benötigt, als am Ende des Lebenszyklus an recyceltem Material zur Verfügung steht. Bei Anwendung der von der Worldsteel Association empfohlenen Methodik führt dies zu einem negativen „Netto-Schrottwert” und damit zu einer Belastung, d. h. zu einer positiven Emission von CO2e. 

Darüber hinaus beträgt der Beitrag der Phasen A1-A3 zum gesamten Lebenszyklus in allen Fällen mehr als 70 % (rund 70 % für die Spundwandlösung, rund 90 % für die Betonlösungen und das Bodengemisch). 

Es wurden weitere Indikatoren analysiert: Versauerungspotenzial, Elemente des abiotischen Ressourcenverbrauchs usw. Weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem Bericht. Die Tendenz ist ähnlich wie beim GWP für die zusätzlichen Indikatoren, mit Ausnahme des Ozonschichtabbaupotenzials, bei dem die Umwelteinflüsse der Stahllösung höher sind, was hauptsächlich auf die Brandschutzanstrichschicht zurückzuführen ist.

Der Vergleich der Indikatoren zeigt einen ausreichenden Unterschied zwischen den vier Alternativen, um die Aussage zu rechtfertigen, dass „die Umwelteinflüsse von Stahlspundbohlen geringer sind als die der anderen Lösungen“. Geht man von einer Unsicherheit von 5 % bei jedem Input der Studie aus, ist eine Differenz von mindestens 10 % erforderlich, um einen deutlichen Unterschied zwischen alternativen Lösungen aufzuzeigen. Dies gilt für die untersuchten Indikatoren.

Sensitivitätsanalyse

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Bentonit und Transportstrecke für Beton

 

Das Wasservolumen, das zur Herstellung des Bentonits für die temporären Gräben/Löcher der Schlitzwand und der überschnittenen Bohrpfahlwand verwendet wird, wird in der Phase A5 (Einbringung) berücksichtigt. Aufgrund des Mangels an Daten und Informationen wurde die Wasseraufbereitung vor Ort nach der Bentonitgewinnung nicht in die aktuellen Berechnungen einbezogen. Die Ergebnisse wurden ohne Berücksichtigung der Wassermengen neu bewertet und führen zu einer Verringerung der Lücke zwischen den CO2e-Emissionen von weniger als 1 %.

Das Modul Transport A4 trägt zu weniger als 1 % des Gesamtwerts im betrachteten Perimeter bei. Obwohl 10 km Lieferdistanz für den Beton eher gering sind, hätte eine Verdopplung oder sogar Verdreifachung der Distanz nichts an der Schlussfolgerung zwischen der Betonlösung und der Stahllösung geändert.

End-of-Life-Szenario – ohne Module C3 & D

 

Die Bewertung des Einflusses des End-of-Life-Szenarios erfolgt, indem der Rückbau/Abriss des Bauwerks für jede Alternative ignoriert wird. Die Systemgrenzen werden also geändert, indem die Phasen C3 und D entfernt werden. Tatsache ist, dass bei den Betonlösungen und der CSM-Wand die Module C3 und D bereits im Basisszenario nicht berücksichtigt wurden, da diese Bauwerke nicht abgerissen worden wären. 

Abbildung 6 zeigt einen Anstieg der Differenz zwischen der Stahllösung und den drei anderen Alternativen, beispielsweise von 88 % auf 144 % im Vergleich zur CSM-Wand. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass bei den Spundbohlen EcoSheetPile das Modul D zu einer Belastung führt, während es bei den anderen Lösungen bereits vernachlässigt wurde.

End-of-Life-Szenario – Korrosionsverluste

 

Ein genauer Verlust an Stahlmasse aufgrund von Korrosion ist kaum vorhersehbar, da das Korrosionsphänomen je nach Expositionszone und Standort unterschiedlich ist. Verschiedene Effekte während der Nutzungsphase können diesen Parameter erheblich beeinflussen. Wenn keine genauen Langzeitmessungen vor Ort verfügbar sind, ist es üblich, die in Kapitel 4 der Norm DIN EN 1993-5 vorgeschlagenen Korrosionsraten zu übernehmen. In den Niederlanden ist es jedoch gängige Praxis, die im CUR 166-Handbuch empfohlenen Werte zu verwenden. Für Stahl, der in den Boden eingegraben ist, kann der Korrosionsverlust pro Fläche auf 0,012 mm/Jahr geschätzt werden, was zu einem Verlust von ca. 137 Tonnen Stahl über die Nutzungsdauer von 100 Jahren führt (auf der durch den Anstrich geschützten Oberfläche tritt keine Korrosion auf).

Daher wurden die Wiederverwendungs- und Recyclingquoten der EPD EcoSheet Piles auf 0 % Wiederverwendung, 84,2 % Recycling und folglich 15,8 % Deponierung angepasst. Dieses Worst-Case-Szenario für die Stahlspundwand verringert den Unterschied im GWP zwischen der Stahlspundwand und den Alternativen, d. h. es sinkt von +88 % (Basisszenario) auf +35 %, siehe Abbildung 7.

End-of-Life-Szenario – Rückbau und Recycling der Schlitzwand und der überschnittenen Bohrpfahlwand

 

Bei diesem Szenario wird davon ausgegangen, dass der Teil der Betonwand und ihrer Bewehrung, der sich oberhalb des Aushubniveaus (-10,5 m) befindet, nach Ablauf der Nutzungsdauer abgerissen wird und dass der vollständig eingebettete Teil (3,5 m) an Ort und Stelle verbleibt. Dieses Szenario ist derzeit technisch unwahrscheinlich, könnte aber in Zukunft denkbar sein. Es gilt für die Schlitzwand und für die überschnittene Bohrpfahlwand. Die Cutter-Soil-Mix-Wand kann nicht abgerissen werden, da sie den vorhandenen Boden verstärkt; obwohl eine Technik zur Extraktion der Bewehrungsstahlträger in der Zukunft entwickelt werden könnte, wurde sie in dieser Studie nicht als Option in Betracht gezogen. 

Unter Berücksichtigung des Endes der Lebensdauer und der Recyclingmodule der EPDs der Betonlösungen verringert sich der Abstand zwischen der Spundwand und den Betonkonstruktionen um etwa 5 % bis 10 %, siehe Abbildung 8.

 

Einfluss des Stahlspundwandprofils

 

Dieses Szenario analysiert den Einfluss des gewählten Spundwandprofils auf die Ergebnisse. Derzeit können mehrere gleichwertige Profile aus verschiedenen Spundwandbaureihen für dieselbe Stützkonstruktion verwendet werden. Breitere Profile der Reihe AZ-800 sind leichter und können in der Regel schneller eingebracht werden, aber bei der Auswahl müssen auch Kriterien der Rammbarkeit berücksichtigt werden, die hauptsächlich von den Bodenverhältnissen, der Länge des Pfahls usw. abhängen. In der Studie wurden zwei Profile verglichen, das AZ 20-800 und das AZ 20-700 (ursprüngliche Wahl in dem Bericht von Witteveen & Bos). Die folgende Tabelle 1 zeigt die Stückliste für beide Profile. Man beachte, dass das AZ 20-800 Profil 800 mm breit ist (im Vergleich zu 700 mm beim AZ 20-700) und eine andere Höhe hat; dies führt zu einem Unterschied in der Länge der Dichtschweißnaht und der Anstrichfläche (und seinem Gewicht).

Der Abstand zwischen der Stahlspundwand und den anderen Lösungen schrumpft um weniger als 10 %, was den globalen Trend des Basisszenarios bestätigt.

Einfluss des Brandschutzanstrichs

 

Dieses Szenario analysiert den Einfluss des gewählten Brandschutzanstrichs auf die Ergebnisse. Im Basisszenario wird PROMASPRAY® P300 verwendet, und FIBROFEU® ist eine Spritzbeschichtung mit gleichwertiger Brandschutzleistung. Die Spritzschicht wird auch auf die CSM-Wand aufgetragen, so dass die Auswirkungen auf beide Lösungen recht ähnlich sind, siehe Abbildung 10. 

Der Abstand zwischen der Stahlspundwand und den anderen Betonlösungen verringert sich um 30 % bis 40 %. Trotz des deutlich höheren CO2-Fußabdrucks dieses alternativen Produkts würde sich der globale Trend des Basisszenarios nicht ändern.

Einfluss der verschiedenen Szenarien auf das GWP der Spundwand

 

In diesem Abschnitt wird die Variation des GWP der Stahlspundwand unter den Annahmen der verschiedenen Szenarien zusammengefasst. In Abbildung 11 ist deutlich zu erkennen, dass bei der zu beurteilenden Art von Bauwerk der Verlust an Stahldicke aufgrund von Korrosion den größten Einfluss hat. Der Anstieg des GWP aufgrund von Korrosion beträgt fast 40 %. 

Hinweis: Bei Stahl, der nach der Sekundärroute hergestellt wird (Recycling von Stahlschrott in einem Elektrolichtbogenofen), kann das Weglassen der Stufe nach dem Ende der Lebensdauer (Modul D) zu einer erheblichen Verringerung des CO2-Fußabdrucks führen (-23 % in dieser Fallstudie)! Dies ist ein Nachteil einiger Ökobilanzmodelle.

Schlussfolgerungen

 

Die durchgeführte Sensitivitätsanalyse bestätigt die Robustheit der Modelle und der im Basisszenario getroffenen Annahmen. In allen Fällen ist der CO2-Fußabdruck (ausgedrückt als GWP) der Stahlspundwandlösung immer geringer. Der Unterschied variiert je nach Alternative und hängt auch vom Szenario ab. 

Im Vergleich zu den Stahlspundwänden ist die Bandbreite des GWP-Anstiegs für die Extremszenarien in Tabelle 2 dargestellt.

Schlussfolgerungen der Ökobilanz

Schlussfolgerungen

 

Ziel dieser Ökobilanz war es, die Umwelteinflüsse verschiedener Alternativen für die Ausführung der Stützwand einer Tiefgarage in einem städtischen Gebiet zu vergleichen. Der Entwurf einer konkreten Fallstudie wurde von dem niederländischen Ingenieurbüro Witteveen & Bos durchgeführt, wobei davon ausgegangen wurde, dass das Bauwerk in der Stadt Amsterdam (NL) errichtet werden würde. Obwohl sich die Ökobilanz auf das Treibhauspotenzial (GWP) konzentrierte, wurden auch andere Umweltindikatoren untersucht und eine Sensitivitätsanalyse der wichtigsten Parameter durchgeführt.

Die wichtigsten Schlussfolgerungen dieser Ökobilanz für diese spezifische Fallstudie sind, dass die mit einer Stahlspundbohlen-Stützwand ausgeführte Tiefgarage einen viel geringeren CO2-Fußabdruck (ausgedrückt in CO2e) hat als gleichwertige Alternativen aus Beton (Schlitzwand, überschnittene Bohrpfahlwand) und eine Deep-Soil-Mix-Wand (Cutter Soil Mix). Im Basisszenario beträgt die minimale Differenz 88 % und variiert für weitere Szenarien von +35 % bis zu +325 %.

 

Im Vergleich zu den Betonlösungen (Schlitzwand, überschnittene Bohrpfahlwand) und zu einer Cutter-Soil-Mix-Wand ist der CO2-Fußabdruck der EcoSheetPile™-Lösung bei weitem geringer. Im Basisszenario beträgt die Mindestdifferenz 88 %.

Einschränkungen

 

Es ist zu beachten, dass aus technischer Sicht alle vier Stützwandlösungen gleichwertig sind. Sie wurden von Witteveen & Bos so konzipiert, dass sie während der gesamten Nutzungsdauer ein ähnliches Sicherheitsniveau aufweisen. 

Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen dieser Ökobilanz veranschaulichen eine spezifische Fallstudie und können nicht ohne weitere Analyse auf andere Situationen (z. B. Bodenverhältnisse, Länder usw.) übertragen werden (keine Verallgemeinerung der Schlussfolgerungen). Die Ökobilanz ist eine Momentaufnahme einer bestimmten räumlichen und zeitlichen Kombination, die auf den zum Zeitpunkt der Analyse verfügbaren EPDs basiert. Die Technologie kann sich recht schnell weiterentwickeln. 

Die Ökobilanz konzentriert sich auf den Umweltindikator des Treihauspotenzials (GWP), der die Treibhausgasemissionen der Lösungen aufzeigt, aber andere relevante Indikatoren und/oder technische Aspekte können zu anderen Schlussfolgerungen hinsichtlich der umweltfreundlichsten und nachhaltigsten Lösung führen. 

Spezifische Standort- oder lokale Bedingungen können in anderen Situationen einen größeren Einfluss auf die Ergebnisse haben. Insbesondere der Transport zu entlegeneren Orten kann den Beitrag von Modul A4 erhöhen, und obwohl sein Beitrag zum Gesamt-GWP in vielen Fällen recht gering ist, muss er überprüft werden. Örtliche Gegebenheiten wie der Mangel an Sand, Trinkwasser, Zuschlagstoffen usw. könnten eine ungünstigere Situation für Bauwerke schaffen, bei denen große Mengen an Beton verwendet werden, und könnten beispielsweise zu einem höheren Einfluss des Transportmoduls führen.

Schließlich wurden einige Elemente (Prozesse oder Materialien) in der Ökobilanz nicht berücksichtigt. Weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte der Beschreibung der Systemgrenzen in den vorangegangenen Kapiteln oder dem Ökobilanz-Bericht. Diese Auslassung ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Annahmen zu grob wären, aber auf der Grundlage der bisherigen Erfahrungen und der verfügbaren Literatur würden diese Parameter den Unterschied des GWP zwischen der Stahl- und der Betonlösung nicht wesentlich verringern und die Schlussfolgerungen nicht verändern. 

Zur Erinnerung: Die Ausführung der Stützwände wurde in der Phase A5 nicht berücksichtigt, da keine zuverlässigen Daten vorliegen. So hängt beispielsweise der Einfluss des Einbringens von Stahlspundbohlen vor allem von den gewählten Einbringgeräten ab. Eine grobe Schätzung mit einem Berechnungsprogramm eines Drittanbieters führte zu einem Beitrag zum GWP von nur 2 % für die Stahlspundbohlen und 10 % für eine Schlitzwand. Dieser Beitrag ist recht gering und liegt in der gleichen Größenordnung wie das Transportmodul A4, so dass sich die Schlussfolgerungen nicht ändern würden.

Pause Play

EPDs sind derzeit ein Instrument, das in gewisser Weise eine recht faire und transparente Bewertung der Umwelteinflüsse eines bestimmten Produkts oder einer Dienstleistung ermöglicht. Als Hersteller sind wir der Meinung, dass eine Ökobilanz auf der Grundlage von durch Fachleute überprüften EPDs gemäß DIN EN 15804 eine hervorragende Methode zum Vergleich verschiedener Produkte und/oder Alternativen ist, wenn sie richtig eingesetzt wird. Die Investoren können die Hersteller zweifellos dazu ermutigen, ihre Wettbewerbsfähigkeit (d. h. Produktivität, neue Produktionstechnologien) zu verbessern, um ihre Umweltauswirkungen zu verringern, indem sie für jedes Projekt einen finanziellen Anreiz für die Lösungen mit den geringsten Umwelteinflüssen gewähren. Dieser Ansatz wird bereits in einigen europäischen Ländern im öffentlichen Beschaffungswesen angewandt.

Leider haben wir auch festgestellt, dass nicht alle EPDs mit der Qualität und fairen Bewertung verfasst wurden, die man von einem solchen Dokument erwarten kann, und schlimmer noch, in einigen Fällen können sie irreführend sein. EPDs sollten von Umweltexperten ausgearbeitet werden, die auch auf die Branche spezialisiert sind, für die die EPD gilt, um zu vermeiden, dass falsche Annahmen getroffen werden oder einige wichtige Prozesse übersehen werden.

Generische EPDs sind ein gutes Instrument, um Alternativen zu vergleichen, wie in dieser Tiefgaragen-Fallstudie eine Stahlkonstruktion gegenüber Betonkonstruktionen und einer Soil-Mix-Konstruktion, zum Beispiel in der Machbarkeitsphase oder dem Entwurfsstadium. Wenn es jedoch um den Vergleich von Alternativen in der Ausschreibungsphase geht, ist eine einzelne EPD des Herstellers des Produkts am besten geeignet und sollte verlangt werden. Ein Produkt, das einen großen Einfluss auf das Ökobilanz-Ergebnis hat, aber nicht durch eine einzelne EPD abgedeckt ist, sollte benachteiligt werden, z. B. durch die Anwendung eines Gewichtungsfaktors auf seine Umwelteinflussindikatoren im Vergleich zu einer einzelnen EPD für ein Produkt, das mit demselben Verfahren hergestellt wurde, oder im Vergleich zum klassenbesten Produkt.

Quellenangaben

 

- Witteveen + Bos, "Underground Car Parks Design - Ref. 111629/20-002.313," Deventer, 2020.
- ArcelorMittal Global R&D, LCA methodological report - Comparative study of Steel Sheet pile, Diaphragm wall, Secant Piles and Cutter Soil Mix walls in Underground Car Parks application, Luxemburg, 2020.
- TNO innovation for life, "Review letter LCA UCP - Ref. 100339373," Utrecht, 2020.
- Stichting Bouwkwaliteit, Determination Method - Environmental performance - Buildings and civil engineering works, Rijswijk, 2019.
- ISO, ISO 14040:2006-07 - Umweltmanagement – Ökobilanz – Grundsätze und Rahmenbedingungen, 2006.
- ISO, ISO 14044:2006+A1:2018 - Umweltmanagement – Ökobilanz – Grundsätze und Rahmenbedingungen, 2018.
- CEN, EN 15804:2012+A1:2013. Nachhaltigkeit von Bauwerken. Umweltproduktdeklarationen. Grundregeln für die Produktkategorie der Bauprodukte, Brüssel, 2013.
- CEN, EN 15978:2011. Nachhaltigkeit von Bauwerken. Bewertung der umweltbezogenen Qualität von Gebäuden. Berechnungsmethode, Brüssel, 2012.
- CEN, EN 1997-1:2004+A1:2013. Eurocode 7. Geotechnische Bemessung. Allgemeine Regeln, Brüssel, 2013.
- CEN, EN 1993-5:2007. Eurocode 3. Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten Teil 5: Pfähle und Spundwände, Brüssel, 2007.
- CEN, EN 1992-1 (Reihe). Eurocode 2. Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken, Brüssel, 2004-2019.
- CROW, CUR 166 Damwandconstructies, Ede: CROW, 2012.
- IBU - Institut Bauen und Umwelt e.V., PCR für baubezogene Produkte und Dienstleistungen. Teil A – Berechnungsregeln für die Ökobilanz und Anforderungen an den Projektbericht – v 1.7, Berlin, 2018.
- Thinkstep (Sphera), Gabi-Datenbank, Berlin, 2018.
- IBU - Institut Bauen und Umwelt e.V., EPD "EcoSheetPiles™" - EPD-ARM-20180069-IBD1-EN, Berlin, 2018.
- Nationale Milieudatenbank, 2021. [Online]. Verfügbar: https://milieudatabase.nl/. [Abgerufen2021].
- Ecoinvent, 2021. [Online]. Verfügbar: https://www.ecoinvent.org. [abgerufen 2021].
- EFFC - DFI, EFFC DFI Carbon Calculator Methodological & User Guide v2.1, 2013.