
Hazard Protection Solutions
Hochwasserschutz, Givet, FR | 2010
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Dieses Projekt mit einer Länge von 3 km und einer Fläche über 2900 m2 ist das größte, je in Frankreich ausgeführte Bauvorhaben dieser Art.
Die Besonderheit dieses ambitionierten Projekts besteht im Einsatz mobiler Schutzprofile wie sie bereits in anderen europäischen Städten benutzt werden (z.B. Bewdley in England oder Köln in Deutschland, das mit einer Schutzlänge von 10 km am Rheinufer den Rekord hält). Die Maas, ein Wasserlauf im Flachland, steigt im Allgemeinen nach einer langen Niederschlagsperiode langsam und allmählich an. Für ein solches Hochwasserprofil eignet sich ein mobiles Schutzsystem, das bei den ersten Anzeichen für einen Wasseranstieg flussaufwärts unverzüglich zu montieren ist. Die Stadt Givet veranschlagt die zum Aufbau erforderliche Zeit auf 48 Stunden (über 650 auf Ankerplatten zu verschraubende Stützen und 3 000 m2 Dammbalken aus Aluminium).
Die Bauarbeiten wurden in verschiedene Abschnitte am rechten und linken Maasufer unterteilt. Dabei kommen drei Arten des baulichen Hochwasserschutzes zum Einsatz: ortsfeste Schutzmauern unterschiedlicher Höhen von 0,9 bis 3,2 m, mobile Schutzsysteme in Höhen von 1,2 bis 1,3 m oder auch ein gemischtes System in Höhen von 1,1 bis 3,1 m bestehend aus einer Sockelmauer und einem mobilen Hochwasserschutzsystem. Die Höhen der ortsfesten Schutzeinrichtungen (Mauern) wurden auf Grundlage eines 20-jährlichen Hochwasserereignisses und die der mobilen Systeme auf Basis eines Jahrhunderthochwassers bemessen. Die Spundbohlen wurden zum Bau einer Dichtwand eingesetzt. Sie verhindern Wasserinfiltrationen durch den Untergrund und tragen die Wasserdruckkräfte über den längsten Abschnitt des Hochwasserschutzsystems am rechten Ufer und vereinzelt auch am linken Ufer ab.
Darüber hinaus dienen sie als Gründungskonstruktion für die Schutzmauern.
Die durchgeführten Baugrunduntersuchungen ergaben generell, dass die oberen Bodenschichten aus Schluffablagerungen von mäßiger Qualität bestehen. Die tieferen Schichten aus Sanden und tonig-sandigen Kiesen im Bereich zwischen 4 und 7 m bieten dagegen relativ gute geotechnische Eigenschaften. Unter 7 m Tiefe steht Schiefer an.
Die Spundbohlen wurden 4 oder 5 m tief eingebracht. Je nach Ausführungszone wurden stellenweise aber auch Einbringtiefen bis zu 7 m erreicht.
Die Spundwandprofile wurden mittels eines ICE 625B Rüttlers mit direktem Antrieb durch die Bagger-Hydraulik eingebracht. Im Bereich des Kais von Rancennes kam ein auf einem KH 150 (Hitachi) Gittermastkran montierter ICE 223 Rüttler zum Einsatz.

Anschließend wurde ein Holmbalken aus Stahlbeton als oberer Abschluss der Spundwand aufgesetzt und je nach dem betroffenen Bereich eine Betonmauer errichtet, deren Sichtflächen entweder als farbig lasierter Prägebeton ausgeführt bzw. mit Blaustein aus Givet verblendet wurde. Die Ankerplatten und Abschlussprofile wurden danach in die Mauer einbetoniert. Hinter bereits vorhandenen Kaimauern aus Spundbohlen wurde eine breite Sohlplatte aus Waschbeton realisiert.
Insgesamt wurden 850 Tonnen Spundwandprofile, 750 Ankerplatten und 4 000 m3 Mauerwerk aus Blaustein von Givet verbaut .
Die Bauarbeiten wurden Mitte 2011 fertiggestellt. Schneller als geplant, nämlich in weniger als 48 Stunden, ging am 14. September 2011 die Probemontage der mobilen Schutzvorrichtungen über die Bühne. Wer diesen Anblick der gegen das Hochwasser aufgerüsteten Stadt noch einmal erleben möchte, muss wohl auf das nächste Jahrhunderthochwasser warten!
Givet bildet den nördlichsten Punkt des französischen Maastals, der wie ein Zipfel tief in die belgischen Ardennen hineinragt. Über der an den beiden Maasufern liegenden Stadt thront am linken Ufer flussaufwärts die mächtige Zitadelle von Charlemont auf einem steilen Felsvorsprung. Auf dem am gegenüberliegenden rechten Ufer liegenden „Mont d’Haurs“ befinden sich ein alter Turm und Überreste von Festungsanlagen.