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Zeitarbeit
798 Tonnen Spundbohlen
Neue Zentrale der BVK in München, DE | 2023
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Insgesamt werden 188.300 m3 Boden ausgehoben und entsorgt. Für den Baugrubenverbau an der Süd- und Ostseite des Baufelds wurde ein temporärer Spundwandverbau erstellt. Bei den Spundbohlen fiel die Wahl des Unternehmers auf die PU-Profile von ArcelorMittal, die durch die schrottbasierte Produktion, und in diesem Falle auch durch die Nutzung erneuerbarer Energien bei der Herstellung, einen sehr geringen CO2-Fußabdruck aufweisen.
Das Gesamtprojekt strebt ein hohes Level an Nachhaltigkeit an und ist bereits jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem Zertifikat „Nachhaltige Baustelle“ ausgezeichnet.
Ausführung
Bei der Baugrube handelt es sich um ein Projekt mit den klassischen Herausforderungen einer innerstädtischen Lage: Wohn- und Geschäftsgebäude in direkter Umgebung, besondere Anforderungen an Staub- und Lärmemissionen sowie eine herausfordernde Logistik. Da der Tunnel der U-Bahnlinie U4 unmittelbar entlang der Baugrube verläuft, werden eventuelle Erschütterungen bzw. Verformungen mit einem Monitoring-System erfasst. Vor dem Einbringen der Spundwand wurde die Spundwandachse zunächst durch eine Kampfmittelsondierung freigemessen. Im Januar 2023 begannen die ersten Spezialtiefbauarbeiten und im März wurden dann die ersten PU 28-Bohlen für den Spundwandverbau angeliefert. Die Spundbohlen werden von ArcelorMittal vermietet und nach dem temporären Einsatz in der Baugrube wieder ins Mietlager gebracht, wo sie aufbereitet und später für weitere Projekte genutzt werden.
Die eingebrachten Spundbohlen haben eine Länge von 15,20 – 22,20 m und wurden mithilfe einer ABI TM 22 eingebracht (Vibrationsverfahren). Es ergibt sich eine Gesamttonnage von 798 t, die zu einer beachtlichen Spundwandverbaufläche von 4.850 m2 führt. Von März bis Mai 2023 wurden die Spundwände eingebracht und die ersten Gurtungs- und Ankerarbeiten ausgeführt. Zur Auflockerung des Bodens wurde zunächst im Bereich der Spundwandschlösser mit einer Endlosschnecke vorgebohrt. Teilweise wurde eine Spülhilfe verwendet. Das eingepresste Wasser lockert den Boden auf und transportiert gelöstes Material ab. Am Rammelement wird so der Spitzenwiderstand herabgesetzt und je nach Bodenstruktur durch abströmendes oder aufsteigendes Wasser auch die Mantelreibung und die Schlossreibung verringert. Zudem wurden im Bereich der geplanten Rigolen im Vorfeld Austauschbohrungen durchgeführt und der anstehende Boden mit Kies der Körnung 8/32 ersetzt.
Dies soll im Nachgang das problemlose Ziehen der Spundwand in jenem Bereich und damit einhergehend die Grundwasserumströmung gewährleisten. Der Baugrund besteht aus quartären Kiesen, wobei die Spundwand bis ins Tertiär eindringt. Mit fortschreitendem Erdaushub- und Wasserhaltungsarbeiten werden die weitere Aussteifungsund Verankerungslagen der Spundwand eingebaut. Die Spundwand wird im Endzustand teilweise bis zu 3-lagig rückverankert. Die Ankerlänge ist mit bis zu 60 m ebenso beeindruckend. Da es sich um einen temporären Verbau handelt, wird die Spundwand nach der Erstellung der Untergeschosse der zukünftigen BVK-Zentrale wieder gezogen. Vor dem Rückbau müssen die Anker entspannt und die Ankerköpfe zum gegebenen Zeitpunkt entfernt werden.

Nachhaltigkeit
Die Baugrube RS76 wurde mit dem DGNB-System für nachhaltige Baustellen ausgezeichnet. Da das System „Spezialtiefbau“ bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zu dem Zeitpunkt noch nicht verfügbar war, erfolgte die Zertifizierung nach dem ähnlichen Kriterienkatalog des Hochbaus. Neben Initiativen wie dem extensiven Lärmschutz, der weiteren Verwendung von Abbruchmaterial oder dem Baumschutz, ist der Spundwandverbau ein wesentlicher Bestandteil des Nachhaltigkeitskonzepts der Baugrube.
Zunächst einmal sind die Spundbohlen nur angemietet und werden somit nach der Verwendung wieder ins Mietlager von ArcelorMittal überführt. Temporär genutzte Spundbohlen werden in der Regel zwischen 5–10 Mal verwendet, bevor Sie am Ende ihres Lebenszyklus vollständig recycelt werden. Die auf der Baustelle genutzten Spundbohlen entsprechen der Reihe EcoSheetPile™ Plus. Diese Spundbohlen werden in Luxemburg auf Basis von 100 % recyceltem Schrott und unter Verwendung von 100 % Strom aus regenerativen Quellen hergestellt. Die ArcelorMittal Träger und Spundwand GmbH hat im 4. Quartal 2022 damit begonnen sämtliche Spundwand-Mietlager konsequent auf EcoSheetPile™ Plus umzustellen.
Durch die Nutzung von EcoSheetPile™ Plus Spundbohlen auf der Baustelle RS76 wurden rund 1.652 t CO2-Äquivalente (CO2-eq.) in der Produktion des Stahls eingespart (Module A1-A3). Dies entspricht einer Reduktion von 85 % gegenüber konventionell hergestellten Spundbohlen.
Die mehrmalige Verwendung in späteren Bauprojekten hat einen weiteren positiven Einfluss, da hierdurch die Produktion neuen Stahls vermieden wird, und somit natürliche Ressourcen sowie Energie eingespart werden (Modul D). Unten aufgezeigt ist das Treibhausgaspotenzial für den gesamten Lebenszyklus der Spundbohlen, wobei die Module nach den Normen EN 15804 und ISO 14025 aufgeschlüsselt sind. Für das End-of-Life Szenario (Modul D) wird eine konservative Annahme einer 5-maligen Verwendung der Spundbohle getroffen. Die Berechnungen basieren auf veröffentlichten Umweltproduktdeklarationen von ArcelorMittal. Weitere Informationen und Daten zur Ökobilanzierung gerne auf Anfrage.
