Tiefgaragen | Deutschland

Vergleichsstudie | Kosten-Nutzen-Analyse

Einleitung

 

In dieser Studie wird der Einsatz von Stahlspundbohlen (SSP) beim Bau von Tiefgaragen untersucht, wobei der Schwerpunkt auf ihrer Wirksamkeit unter verschiedenen regionalen Bedingungen liegt. Der erste Teil vergleicht verschiedene Wandbauweisen für ein zweistöckiges Tiefgaragenprojekt in Norddeutschland, wobei Faktoren wie Kosten, Baugeschwindigkeit und Nachhaltigkeit bewertet werden.

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Unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Flächeneffizienz und Wirtschaftlichkeit bieten Stützwände als permanente Wandsysteme weitere Optimierungsmöglichkeiten.

Folgende Wandsysteme werden anhand der beschriebenen Punkte analysiert und verglichen:

  • V1: Permanente Spundwand;
  • V2: Temporäre Spundwand (verwendet nur als Baugrubenverbau);
  • V3: Permanente überschnittene Bohrpfahlwand;
  • V4: Permanente Schlitzwand.

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Randbedingungen

 

Geometrie/Strukturbauteile

Die ausgewiesene Baustelle hat eine angegebene Fläche von 28 x 50 Metern. Das neue Gebäude wird eine Grundfläche von 28 x 28 Metern haben. Die Tiefgarage wird aus zwei Ebenen bestehen, die jeweils eine lichte Deckenhöhe von 2,70 m aufweisen.

In diesem Beispiel wird davon ausgegangen, dass der Grundwasserspiegel knapp unter dem Oberflächenniveau liegt. Für die Erstellung der Baugrube und den Bau der Tiefgarage wird daher eine Sohlplatte aus Unterwasserbeton benötigt. Diese Sohlplatte verhindert das Eindringen von Wasser in die Baugrube von unten während der Bauarbeiten.

Darüber hinaus widersteht die Sohlplatte zusammen mit den darin eingebetteten Mikropfählen dem Hebungsdruck, der durch die Entwässerung der Baugrube entsteht. Für die konstruktive Bemessung wird eine 1,40 m dicke Betonsohlplatte einschließlich einer 30 cm dicken Ausgleichs-/Drainageschicht angenommen. Um Aushubtoleranzen zu berücksichtigen, werden zusätzlich 30 cm abgezogen.

Es ist zu beachten, dass die Unterwassersohlplatte und die Mikropfähle keinen Einfluss auf die Ergebnisse der Systemberechnungen haben, da die Randbedingungen über alle Systeme gleich bleiben.

Bauphasen

Für die Ausführung der Arbeiten ist folgender Bauablauf vorgesehen:

1. Herstellung der Stützwand, je nach gewählter Bauweise:

a. V1 - Dauerhafter Spundwandverbau:

  • Vorbohren
  • Einbringen der Spundbohlen

b. V2 - Temporärer Spundwandverbau:

  • Bohren von Lockerungslöchern für die Rammtrasse
  • Einbringen/Einrütteln der Spundbohlen

c. V3 - Überschnittene Bohrpfahlwand:

  • Einbringen der Bohrpfähle, einschließlich Betonieren und Bewehren (weitere Schritte erst nach Aushärten des Betons)

d. V4 - Schlitzwand:

  • Herstellung der Schlitzwand, einschließlich Betonieren und Bewehren (weitere Schritte erst nach Aushärten des Betons)

2. Einbringen der Aussteifungsschicht bei +59,00 m NHN (vorher: Aushub bis +58,50 m NHN + parallele Absenkung des Grundwasserspiegels auf +58,00 m NHN)

3. Unterwasseraushub bis +50,50 m NHN

4. Einbringen von UW-Beton, einschließlich Ausgleichsschicht, Auftriebspfähle und Drainageschicht und Entwässerung der Baugrube auf +50,50 m NHN

5. Betonieren der Sohlplatte des Untergeschosses (UG 2), der Stützen und der Decke über U2, temporäre Abstützungen der Decke über U2 an der Stützwand (→ entfällt bei „V2 - Temporärer Spundwandverbau”) und Entfernen der Aussteifungsschicht

6. Betonieren der Stützen, Decke über dem UG 1, einschließlich des Stahlbetonanschlusses an die Stützwand (→ entfällt bei „V2 - Temporärer Spundwandverbau”), Rückbau der temporären Spundbohlen (V2)

Annahmen für die Berechnung

Lasten

 

Nach Fertigstellung der Tiefgarage wird der Überbau mit 4 Stockwerken errichtet. Die daraus resultierenden Vertikallasten werden über die Außenwände und Stützen auf den Boden übertragen. Daher werden die Stützkonstruktionen auch im Endzustand Vertikallasten tragen, mit Ausnahme des temporären Spundwandverbaus. Die Vertikallast ist als Linienlast mit Nk = 350 kN/m definiert.

Aufgrund der Nähe zu den Nachbargebäuden grenzt die Stützwand direkt an die bestehenden Bauwerke an. Die Nachbargebäude sind auf Streifenfundamenten gegründet.

Die Oberkante des Streifenfundamentes liegt bei +58,00 m NHN, mit einer Breite von 1,0 m. Das Bodenniveau des Nachbargebäudes liegt bei +60,00 m NHN. Die Gründungslast wurde unter Annahme der Abmessungen und Materialien des bestehenden Gebäudes mit Gk = 350 kN/m berechnet.

Zusätzlich wird eine Last von pk = 5 kN/m² in Bodennähe von der hinteren Kante der bestehenden Gründung angesetzt. Dies deckt die Last durch das Eigengewicht der Sohlplatte und zusätzliche Auflasten ab.

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Technische Regelwerke

Die verwendeten Normen, Empfehlungen und Richtlinien sind in Kapitel 7 „Quellenangaben” zu finden.

Teilsicherheitsbeiwerte

Die Teilsicherheitsbeiwerte für die Bemessung der Stützwände sind EC7 (DIN EN 1997-1), Tabellen A 2.1 und A 2.3, sowie den EAB, Tabellen A 6.1 und A 6.2, entnommen.

Nach EC7-1 und DIN 1054 (2010) werden Baumaßnahmen für temporäre Zwecke in die Bemessungssituation BS-T und dauerhafte Bauwerke in BS-P eingeteilt. In der vorliegenden Studie werden die Schlitzwand und die überschnittene Bohrpfahlwand als dauerhafte Bauwerke untersucht. Die Spundwand wird sowohl als dauerhaftes als auch als vorübergehend bestehendes Bauwerk untersucht.

Zusammenfassung der geometrischen Ergebnisse für Stützwandvarianten
VarianteBezeichnungGewählterWandtyp (LWand)
[-][-]

[-]

[m]
V1

Spundwand, ausgesteift, dauerhaft

AZ 32-750; S 355 GP 

14,50
V2

Temporärer Spundwandverbau als Baugrubenverbau

AZ 32-750; S 355 GP14,50
V3

Überschnittene Bohrpfahlwand, ausgesteift, dauerhaft

Ø 1,18 m 14,50
V4Schlitzwand, ausgesteift, dauerhaftt = 1,00 m 16,00

 

Die temporäre Spundwand ist die kostengünstigste Lösung. Der Unterschied beträgt ca. 18 % gegenüber der überschnittenen Bohrpfahlwand und ca. 24 % gegenüber der Schlitzwand.

Schlussfolgerung

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Die dauerhafte Spundwand wird in der Bewertungsmatrix als die bevorzugte Option ausgewiesen. Sie erzielt bei den meisten Kriterien hervorragende Ergebnisse, insbesondere in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Die dauerhafte Spundwand ist als langfristige Konstruktion geplant, so dass eine zusätzliche Außenwand nicht erforderlich ist. Außerdem ist Stahl im Vergleich zu Stahlbeton leichter und bei einem späteren Rückbau besser recycelbar. Lediglich in Bezug auf die Ausführungsrisiken schneidet die Spundwand etwas schlechter ab, da sie bei Hindernissen im Boden auf Schwierigkeiten stoßen kann, verglichen mit der überschnittenen Bohrpfahlwand und der Schlitzwand.

Abschließend lässt sich sagen, dass diese Studie wichtige Grundlagen für zukünftige Projekte legt. In der Zukunft besteht in der Bauindustrie eine wachsende Nachfrage nach neuen und effizienteren Lösungen für konventionelle Konstruktionen. Diese Untersuchung hat gezeigt, dass ein Umdenken möglich ist und dass beim Bau von Tiefgaragen in Zukunft andere Konzepte die bessere Wahl sein könnten.